24.02.2015
131 Brandeinsätze – dies ist die Anzahl Notrufen zu jenen die Feuerwehr
der Stadt Mühlacker im vergangenen Jahr 2014 aufgrund eines
Schadenfeuers regional sowie überregional alarmiert worden ist. Dies
bedeutet zugleich, dass die Feuerwehrangehörigen in 131 Fällen mit
Atemschutzgeräten im Einsatz waren bzw. damit konfrontiert wurden. Wie
die Vergangenheit traurigerweise gezeigt hat (vgl. Tübingen 2005 – zwei
getötete FA), ist der Einsatz unter Atemschutz nicht risikolos zu
bestreiten obgleich die Schutzausrüstung wie etwa moderne Kleidungen
eine zunehmende Sicherheit für den Atemschutzgeräteträger bereitstellen.
Es resultiert somit die Frage, wie ein Atemschutzeinsatz künftig für
alle Beteiligten künftig (noch) sicherer gemacht werden kann? Eine
essentielle Maßnahme hierfür stellt eine umfassende und
grundlagenbasierte Ausbildung aller Atemschutzgeräteträger dar.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete die Feuerwehr Mühlacker Anfang Februar
ein zweitägiges Inhouse-Seminar zum Thema „sicherer Atemschutzeinsatz“
auf Standortebene.
Das Ziel des Seminars war es mitunter, mit den zwölf Teilnehmern das
bestehende Wissen zu reflektieren, jenes durch neue Methoden und
Sichtweisen zu erweitern sowie darüber hinaus die bereits vorhandenen
Strukturen in der eigenen Wehr hinsichtlich den Thematiken
„Atemschutzüberwachung“ und „Sicherheitstruppkonzept“ kritisch zu
hinterfragen. Gerade letzterer Punkt bekommt insofern eine hohe
Bedeutung, als das aufgrund einer häufigen überregionalen Zusammenarbeit
(ca. 25% der Brandeinsätze) die Schnittstellen und konzeptionellen
Vorgehensweisen zwischen den unterschiedlichen Feuerwehren auf einen
gemeinsamen, allgemeingültigen Standard angepasst werden sollten. Die
Problematik dieses Sachverhalts wurde bereits von Seiten des Enzkreises
erkannt weshalb durch Seminare auf Kreisebene bereits erste gemeinsame
Ansätze generiert werden konnten.
Schnell wurde deutlich, dass so
die Ausbilder für das Seminar außerhalb der eigenen Reihen zu suchen
sind. Nach einer Rücksprache mit dem Enzkreis konnten vier
Kreisausbilder mit umfassenden Erfahrungen und Fachexpertise für den
Lehrgang gewonnen werden.
Zu Beginn des ersten Seminartages wurde ein einheitlicher Wissensstand
hinsichtlich der Gerätetechnik sowie eines fachgerechten Anlegens der
persönlichen Schutzausrüstung generiert. Darauf aufbauend wurde in
verschiedenen Übungen Schritt für Schritt der sichere Umgang mit dem
Atemschutzgerät antrainiert. Ein wichtiger Bestandteil war hierbei das
sichere An- bzw. Abkuppeln der Mitteldruckleitungen an einem
Pressluftatmer. Besonderen Gefallen fanden hierbei die Teilnehmer in der
sogenannten „U-Boot“-Übung, in welcher die Teilnehmer kreisförmig
beisammensitzen und sich durch Zeichen der Ausbilder zwischen den
ortsfesten Pressluftatmern im bzw. gegen den Uhrzeigersinn bewegten.
Neben einer disziplinierten Einsatzstellen-Kommunikation ist der Aufbau
und Einsatz eines Sicherheitstrupps von besonderer Bedeutung. Nach der
Definition einer Mindestausrüstung eines Sicherheitstrupps lag der
Schwerpunkt der Übungen in der Erlernung einer sicheren und
strukturierten Vorgehensweise im Falle eines Atemschutznotfalls. Nach
dem Auslösen des Notrufs „Mayday Mayday Mayday – Atemschutztrupp in Not“
wurden so das Auffinden, das adäquate Versorgen des verunglückten
Atemschutzgeräteträgers sowie der Transport in einen sicheren Bereich
von den Seminarteilnehmern umfassend trainiert.
Gegenstand des zweiten Seminartages war mitunter die fachgerechte Anwendung der Atemschutzüberwachung an einer Einsatzstelle sowie die Kameradenrettung unter Zuhilfenahme von unterschiedlichen Rettungsmitteln in realistischen Notfallsituationen. Aufgrund der umfassenden Ausstattung der Feuerwehr Mühlacker konnten hierfür unterschiedliche Materialien und Rettungsmittel herangezogen werden. Für die Rettung und den Abtransport des verunglückten Kameraden wurden so bspw. das Tragetuch sowie die Schleifkorbtrage verwendet um im Anschluss ein Gefühl für die Handhabung des jeweiligen Rettungsmittels gewinnen zu können. Eine Besonderheit lag in der Anwendung des sogenannten Schnellrettungssystems (kurz SRS) für den Sicherheitstrupp. Hierbei handelt es sich um ein schlittenförmiges Rettungsgerät welches in seiner Handhabung mit der eines Tragetuchs verglichen werden kann. Ein elementarer Unterschied liegt jedoch darin, dass anstelle eines Tuches auf eine flexible Kunststoffwanne verwendet wird was im Vergleich den Kopf- und Körperschutz des Verunglückten bedeutend erhöht. Neben den Teilnehmern zeigten sich auch die Kreisausbilder von der intuitiven Anwendung dieses Konzeptes überzeugt, welches bspw. bereits im Sicherheitskonzept der Feuerwehr Berlin Anwendung findet (vgl. Stichwort „A.N.T.S.“).
Das Seminar hat gezeigt, dass die bereits bestehenden Konzepten hinsichtlich der Atemschutzüberwachung sowie dem Einsatz und der Ausrüstung eines Sicherheitstrupps in naher Zukunft erweitert bzw. angepasst wird. Hierbei wird vorrangig darauf geachtet, dass ein schnittstellenübergreifender Einsatz eines Sicherheitstrupps zwischen der eigenen und anderen Feuerwehren problemlos möglich sein sollte. Dies soll mitunter durch eine Anwendung der bereits auf kreisebene vorhandenen Standards ermöglicht werden. Die Feuerwehr Mühlacker möchte sich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich für das Engagement der Kreisausbilder Volker Schmidt, Stephan Fahr, Bernd Heydegger sowie Rouven Spankus bedanken. Diese haben in Verbindung mit den wissbegierigen und motivierten Teilnehmern das Seminar zu einem vollen Erfolg werden lassen.
Feuerwehr Stadt Mühlacker · Senderstraße 1 · 75417 Mühlacker · Telefon 07041 876-333 · nffrwhr-mhlckrd